23. Mai 2024
Neuer Erinnerungspfad zum Ersten Weltkrieg in der Fortifikation Hauenstein eingeweiht und offen für Besucherinnen und Besucher
Am 23. Mai 2024 hat Landratspräsident Pascal Ryf im Rahmen der offiziellen Einweihung den Erinnerungspfad zum Ersten Weltkrieg in der Fortifikation Hauenstein eröffnet. Der drei Kilometer lange Pfad inmitten der wunderschönen Juralandschaft der Bölchen-Region bietet Einheimischen und Besuchenden die Möglichkeit, die Geschichte und Bedeutung der einstigen Fortifikation Hauenstein anhand von zwölf Informationstafeln zu entdecken. Baselland Tourismus hat den Erinnerungspfad in verschiedene Wandervorschläge integriert.
Der Erste Weltkrieg markiert nicht nur das abrupte Ende der Belle Époque – einer langen Periode des Friedens, Fortschritts und des kulturellen Aufschwungs in Europa –, sondern auch einen epochalen Wendepunkt in der Weltgeschichte, in seiner Tragweite nur vergleichbar mit der Französischen Revolution. Dieser Krieg bewirkte einen tiefgreifenden Wandel in der Struktur Europas, insbesondere in Ländern wie Russland, Deutschland, Italien und auf dem Balkan. Er führte zum Zusammenbruch von gleich vier grossen Reichen: dem Deutschen Kaiserreich, der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, dem Osmanischen Reich und dem Russischen Zarenreich. Die politische Landkarte Europas und des Nahen Ostens wurde nachhaltig neu gezeichnet. Alte imperiale Bestrebungen setzten sich zwar fort, doch gleichzeitig wurden neue Ambitionen geweckt.
Der «Grosse Krieg» markierte den Auftakt zum «Jahrhundert der Kriege» und entfesselte eine bis dahin unvorstellbare zerstörerische Kraft, die im Zweiten Weltkrieg ihren grausigen Höhepunkt erreichen sollte. Der Erste Weltkrieg allein, die «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts, forderte Millionen von Toten und Verwundeten und hinterliess eine enorme Zahl an Vertriebenen.
Ohne den Ersten Weltkrieg sind das 20. Jahrhundert, der Aufstieg von Faschismus und Kommunismus sowie der Übergang zur Systemkonkurrenz zwischen West und Ost nicht zu verstehen. Das Verständnis dieser historischen Ereignisse ist wesentlich, um die gegenwärtige Weltordnung und die Beziehungen zwischen den Staaten zu begreifen. Somit wird auch die Herausforderung der Neutralität in Zeiten globaler Konflikte deutlicher.
In der Schweiz wird der Erste Weltkrieg oft als «vergessener Krieg» bezeichnet, da er in der schweizerischen Geschichtskultur eine untergeordnete Rolle spielt. Im kollektiven Gedächtnis wird er vom Zweiten Weltkrieg überlagert, auf den die historische Forschung – aus gewichtigen Gründen – ihr Augenmerk stärker gerichtet hat. Obwohl noch erhebliche Forschungslücken bestehen, deutet vieles darauf hin, dass der Erste Weltkrieg eine zentrale Zäsur sowohl für die Weltgeschichte als auch für die schweizerische Geschichte darstellt. Die Schweiz blieb zwar von Massensterben in den Schützengräben verschont, doch als eng mit dem Ausland verflochtener Staat erlebte sie den globalen Konflikt keineswegs nur am Rande.
Um den «Vergessenen Krieg» wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken, wurde der Erinnerungspfad auf den Jurahöhen eröffnet. Entlang des drei Kilometer langen Wanderwegs zwischen Bölchen- und Lauchflue vermitteln zwölf Informationstafeln eine historische Annäherung an die Zeit des Ersten Weltkriegs aus Schweizer Perspektive. Die Tafeln sollen Interesse wecken und zu einer vertieften Auseinandersetzung anregen, die über die militärische Landesverteidigung hinausgeht.
Die Co-Kuratoren des Erinnerungspfades, Christoph Rast und Christian Rieder, thematisieren auf den Tafeln nicht nur den strategischen und operativen Zweck der Fortifikation Hauenstein, das Leben der Soldaten und die Herausforderungen für die Zivilbevölkerung im umfangreichen militärischen Sperrgebiet. Vielmehr werfen sie mit den prägnanten Texten und den Erläuterungen im Audioguide Schlaglichter auf die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte der Zeit.
Anreise
Öffentlicher Verkehr: Wir empfehlen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen: Haltestelle Langenbruck, Dorf.
Fahrplan
Rundwanderung ab Langenbruck
Anreise mit Auto: Es steht ein Parkplatz mit einer begrenzten Anzahl Parkplätze in der Nähe des Chilchzimmersattels (ca. 300 Meter Gehdistanz zum Erinnerungspfad) zur Verfügung. Hinweis: Die Strasse von Eptingen (Oberbölchen) – Chilchzimmersattel bleibt bis Ende Juli 2024 aufgrund einer Baustelle jeweils von Montag bis Freitag gesperrt. Der Chilchzimmersattel und der Parkplatz sind dann nur ab Langenbruck erreichbar. An Wochenenden ist die Durchfahrt in der Regel möglich.
Wandervorschläge
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Umfangreiche und detaillierte Informationen für Ihren individuellen Besuch sowie für Informationen für Reisegruppen finden Sie bei Baselland Tourismus:
Baselland Tourismus: Erinnerungspfad Fortifikation Hauenstein
Auskunft
Führungen und Shuttlebusse für Reisegruppen
Für Reisegruppen können begleitete Führungen sowie Shuttlebusse mit oder ohne Chauffeur organsiert werden. Informationen zu Shuttlebus-Charterfahrten erhalten Sie bei der busmiete.ch AG:
Für begleitete Führungen wenden Sie sich bitte an den Verein Fortifikation Hauenstein:
Pressestimmen
Projektinformationen Erinnerungspfad
Ehrenamtliches Projektteam: Christian Rieder (Projektleitung), Christoph Rast, Danielle Sonderegger, Diego Sonderegger, Andrea Tschanz
Realisation: Wissenschaftliche Leitung: Christoph Rast (Co-Kurator des Erinnerungspfades); Vermittlungskonzept und Texte: Christian Rieder (Co-Kurator des Erinnerungspfades); Audioguide: Christian Rieder; Recherche Bundesarchiv: Andrea Tschanz; Lektorat: Sibylle Scherer und Christoph Rast; Visualisierungen: Joe Rohrer; Graphische Umsetzung: Christian Rieder; Bewilligungswesen: Danielle Sonderegger; technische Planung: Diego Sonderegger; technische Umsetzung: Dietisberg Wohnen & Werken
Danksagung: Der Verein Fortifikation Hauenstein bedankt sich sehr herzlich bei den privaten Grundstückeigentümern, bei den kantonalen Behörden und den Gemeinden Langenbruck, Eptingen und Bennwil für ihre Zustimmung zum Anbringen der Informationstafeln. Ohne diese Zustimmungen, Bewilligungen und die Unterstützung könnte ein solches Projekt nicht realisiert werden. Ebenso bedankt sich das gesamte Projektteam bei Baselland Tourismus und der Archäologie Baselland herzlich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Der Verein Fortifikation Hauenstein bedankt sich auch bei den Wanderwegen beider Basel, dem Schweizerischen Bundesarchiv, der Stiftung Historisches Material der Schweizer Armee, dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport und der Bibliothek am Guisanplatz BiG. Ebenso bedankt sich das Projektteam sehr herzlich bei allen Expertinnen und Experten, die mit ihrem wertvollen Wissen die Co-Kuratoren unterstützt haben.