26. Februar 2025


Die Restaurierung der Wappen und Inschriften an der Belchen-Südstrasse: Ein bedeutendes historisches Erbe lebt weiter.

Foto: Christoph Rast
Foto: Christoph Rast

Nach mehrjähriger Restaurierungsarbeit erstrahlen die historischen Wappen, die steinernen Reliefs und gravierten Truppeninschriften entlang der Belchen-Südstrasse in neuem Glanz. Die kunstvollen, aus dem Ersten Weltkrieg stammenden Darstellungen leuchten nun wieder in ihren ursprünglichen Farben und in voller Symbolkraft. Damit ist ein bedeutendes Zeugnis der damaligen Grenzbesetzung und der Schweizer Verteidigungsanlagen bewahrt worden.

Die Belchen-Südstrasse wurde zwischen Herbst 1914 und Sommer 1915 als militärische Versorgungsroute der Fortifikation Hauenstein errichtet. Die Anlagen bildeten einen Verteidigungsring aus militärischen Befestigungen, der während des Ersten Weltkriegs zum Schutz des Eisenbahnknotens Olten errichtet wurde. Sie sollten den Einmarsch feindlicher Truppen ins Schweizer Mittelland verhindern und dienten zugleich als geschützter Raum für mögliche Gegenoffensiven. Die strategische Bedeutung der Anlagen wurde durch die nahen Jurapässe und Eisenbahntunnel zusätzlich verstärkt.

Besonders im oberen Teil der Belchen-Südstrasse, in der Nähe der Bölcheflue, hinterliessen die stationierten Landwehrtruppen ihre bildhauerischen Spuren. Diese Kunstwerke zeugen bis heute vom Einsatz der Soldaten, die unter schwierigen Bedingungen an der militärischen Befestigung und Infrastruktur arbeiteten.

Die Landwehrtruppen bestanden vorwiegend aus älteren Wehrpflichtigen, die kantonalen Einheiten zugeordnet waren. Wohlhabendere Kantone wie Bern und Zürich liessen ihre Wappen von professionellen Steinmetzen anfertigen, während weniger begüterte Kantone auf die Fertigkeiten ihrer eigenen Soldaten angewiesen waren. So entstanden Werke unterschiedlicher Qualität, die heute ein anschauliches Beispiel für die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede in der damaligen Schweiz darstellen.

Aufwendige Restaurierung unter schwierigen Bedingungen

Die kunstvoll gemeisselten Erinnerungen wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrmals restauriert. Bereits 1935, 1950 und 1962 war der ehemalige Soldat und Maler Josef Kuhn aus Schönenwerd mit der Instandsetzung beauftragt. Später, in den Jahren 1981 und 1997, übernahm der Bildhauer Paul Nünlist aus Olten die Restaurierung. Aufgrund der fortschreitenden Verwitterung war nun eine weitere umfassende Erneuerung erforderlich.

Im September 2021 begannen die aktuellen Restaurierungsarbeiten, die jetzt erfolgreich abgeschlossen wurden. Der Oltner Steinmetz und Bildhauer Luciano Sutter nahm sich dieser anspruchsvollen Aufgabe an. Witterungseinflüsse hatten die Mineralfarben weitgehend ausgewaschen, Frost und Hitze führten zu Rissen und Abplatzungen im Stein. Mit Spezialwerkzeugen wurden Moos, Schmutz und lose Farbreste entfernt, bevor die Kunstwerke mit Antikmatt-Farben, die der historischen Farbgebung nachempfunden sind, neu bemalt wurden.

Besonders herausfordernd war der Umstand, dass keine originalen Farbdokumentationen existierten. Erst durch die Zusammenarbeit mit Restauratoren konnte ermittelt werden, dass ursprünglich Sumpfkalkfarben verwendet wurden. Die heutigen Farben basieren auf mineralischen Bestandteilen, um eine möglichst lange Haltbarkeit zu gewährleisten. Je nach Witterungsbedingungen kann es dennoch erforderlich sein, die Wappen in 15 bis 25 Jahren erneut zu restaurieren.

Unzählige Wanderinnen und Wanderer haben Luciano Sutter bei den Restaurierungsarbeiten während der vergangenen Jahre über die Schultern geschaut. Foto: Christian Rieder

Engagement für den Erhalt des kulturellen Erbes

Die Finanzierung der Restaurierung wurde durch die Offiziersgesellschaft Olten übernommen, die sich bereits in der Vergangenheit fünfmal für die Erhaltung dieser historischen Kunstwerke eingesetzt hatte. Die Initiative zur aktuellen Restaurierung ging von Christoph Rast, Mitglied des Vereins Fortifikation Hauenstein, aus. Hans Dieter Jäggi, ebenfalls Mitglied des Vereins, organisierte die finanzielle Unterstützung und koordinierte die Massnahmen.

Die Zusammenarbeit zwischen der Offiziersgesellschaft Olten und dem Verein Fortifikation Hauenstein ermöglichte eine sorgfältige und fachgerechte Instandsetzung der Reliefs und Wappen. Damit wurde nicht nur ein wichtiges Denkmal des Ersten Weltkriegs bewahrt, sondern auch ein bedeutendes Stück Schweizer Geschichte für die Nachwelt gesichert.

Verlauf der Belchen-Südstrasse

Die Belchen-Südstrasse als historisches Denkmal

Die Belchen-Südstrasse selbst stellt ein beeindruckendes Beispiel für den handwerklichen Strassenbau der damaligen Zeit dar. Als einzige Gebirgsstrasse des Deutschschweizer Juras, die in nahezu unveränderter Form erhalten ist, gilt sie als wahres Denkmal. Ursprünglich als Militärstrasse konzipiert, wurde sie so breit angelegt, dass sogar sechsspännige Pferdegespanne schwere Geschütze zu den Verteidigungsstellungen transportieren konnten. Heute dient sie als beliebter Wanderweg und ermöglicht eine Reise in die Vergangenheit.

Der Bau der Strasse stellte vor über 100 Jahren eine immense technische Herausforderung dar. Ohne moderne Baumaschinen mussten alle Rodungs-, Erd- und Felsarbeiten mit Handwerkzeugen wie Äxten, Pickeln, Spaten und Schaufeln ausgeführt werden. Das Baumaterial wurde mit Pferden transportiert. Bis heute sind zahlreiche bauliche Elemente wie Stützmauern, Brüstungen und Entwässerungseinrichtungen erhalten geblieben.

An vielen Wappen nagte der Zahn der Zeit. Foto: Christian Rieder (2022 vor der Restaurierung)

Ein lebendiges Zeugnis der Vergangenheit

Die restaurierten Wappen, steinernen Reliefs und gravierten Truppeninschriften an der Belchen-Südstrasse sind weit mehr als historische Dekoration. Sie sind ein lebendiges Zeugnis der Schweizer Grenzbesetzung während des Ersten Weltkriegs und veranschaulichen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Soldaten. Durch die sorgfältige Instandhaltung dieser einzigartigen Kunstwerke bleibt die Erinnerung an eine bewegte Zeit erhalten.

Dank des unermüdlichen Engagements von Vereinen, Steinmetzen und Historikern ist es gelungen, dieses bedeutende Kulturerbe zu bewahren und für künftige Generationen zugänglich zu machen. Wer heute auf der Belchen-Südstrasse wandert, bewegt sich nicht nur durch eine beeindruckende Naturlandschaft, sondern folgt den Spuren der Geschichte.

Luciano Sutter im Interview mit Christoph Rast 2021

Ein einzigartiges Wandererlebnis: Geschichte und Natur verbinden

Kombinieren Sie Ihre Wanderung entlang der Belchen-Südstrasse, vorbei an den berühmten Kantonswappen und Inschriften, mit einem Besuch des Erinnerungspfads zum Ersten Weltkrieg. Dieser Pfad mit 12 Informationstafeln setzt die Route der Belchen-Südstrasse fort und verläuft vom Bölchensattel (bei der Bölchenflue) bis zum «Panzertürmli» bei der Lauchflue.

Unterstützen Sie den Verein Fortifikation Hauenstein

Der Verein Fortifikation Hauenstein engagiert sich mit grossem Einsatz für die Bewahrung, Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte der Fortifikation Hauenstein. Damit leistet er einen entscheidenden Beitrag, dieses bedeutende Mahnmal für kommende Generationen zu erhalten. Diese Arbeit ist auf freiwilliges Engagement und finanzielle Unterstützung angewiesen. Wenn Sie den Verein fördern möchten, können Sie ihn mit einer Spende oder einer Mitgliedschaft unterstützen. Jede Unterstützung hilft, noch mehr zu bewirken.

Pressestimmen

Link Bilderstrecke historischen Wappen, steinerne Reliefs und gravierte Truppeninschriften im Oltner Tagblatt (klicken zum Öffnen)

Oltner Tagblatt | BZ
Historische Symbolkraft wiederbelebt: Wappen bei der Fortifikation Hauenstein erscheinen dank Oltner Bildhauer wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges
Neun Kantonswappen und acht Gedenkplaketten meisselten und malten Wehrmänner zur Zeit des Ersten Weltkrieges in Felsen an der Belchen-Südstrasse. Nach über hundert Jahren restaurierte Luciano Sutter diese historischen Reliefs.

Oltner Tagblatt | BZ
Wappen aus dem Ersten Weltkrieg bekommen ihre Farben zurück
Die stark verwitterten Reliefs entlang der Südstrasse zur Belchenflueh werden aufgefrischt, ohne die Spuren der Zeit zu tilgen.